Das Schicksal ist
ein mieser Verräter
Verlag: Hanser
Preis: 16,90 €
Seitenanzahl: 288
Inhalt
"„Krebsbücher sind
doof“, sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen
Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis
sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend
schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und
Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander
- trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr:
Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den
Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und
zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod." (Klappentext)
Erster Satz
Im Winter meines siebzehnten Lebensjahrs
kam meine Mutter zu dem Schluss, dass ich Depressionen hatte, wahrscheinlich,
weil ich kaum das Haus verließ, viel Zeit im Bett verbrachte, immer wieder
dasselbe Buch las, wenig aß und einen großen Teil meiner reichlichen Zeit damit
verbrachte, über den Tod nachzudenken.
Letzter Satz
Ich auch.
Cover
Ja, ich weiß:
ich bin so ziemlich eine der letzten Personen dieser Erde, die dieses Buch
gelesen hat, was an vielerlei Gründen liegen mag. Trotzdem muss auch ich jetzt
mal meinen Senf dazugeben. J Beginnen wir also wie immer mit den Äußerlichkeiten:
Optisch ist dieser Roman meiner Meinung nach
eine schlichte Schönheit. Das Cover ist einfach rundum passend: der
atemberaubende Sternenhimmel gibt die Stimmung des Buches wieder und stellt
Bezüge zum englischen Titel - „The Fault In Our Stars“ – her, die stilisierten
Häuser am unteren Bildrand stehen stellvertretend für die beiden wichtigsten
Handlungsorte und die Pusteblume setzt dem Ganzen das I-Tüpfelchen auf, indem
es die Flüchtigkeit des Moments, des Lebens, widerspiegelt.
Schreibstil
Wie das Cover,
lädt auch der Schreibstil John Greens dazu ein sich in ihm zu verlieren. Mit
einfachen und doch sehr tiefgreifenden Worten erklärt der Erzähler die
Gefühlswelt Hazels und regt den Leser ständig zum Nachdenken an. Gebräuchliche Lebensweisheiten
werden verworfen, Euphemismen (=Beschönigungen) zerstört und neue Blickwinkel
eröffnet. Teilweise gab der Autor bzw. der Erzähler mir, dem Leser, regelrechte
Worträtsel auf, die es Schritt für Schritt zu lösen galt, sodass ich manchmal
das Gefühl hatte, dass manche Lebensweisheiten bzw. Weltansichten, wie auch
immer man sie nennen mag, meinen Horizont überschritten.
Trotzdem sind
die Seiten nur so dahin geflogen und haben mich am Ende Rotz und Wasser heulend
zurückgelassen, was nicht nur mit dem wirklich grandiosen Schreibstil und der
enormen Emotionalität, verbunden mit einem Humor, der einfach zum Niederknien
ist, zusammenhing, sondern auch mit den wundervollen Charakteren, die der Autor
zum Leben erweckt hat.
Charaktere
Die junge Hazel
Grace versinkt zu Beginn der Geschichte in einer Art Selbstmitleid. Sie
verabscheut ihre Krankheit, die ihre Lunge den Geist aufgeben lässt und sie an
eine Sauerstoffflasche fesselt, sie hasst ihr pausbäckiges Gesicht, das Mitleid
anderer Menschen, doch vor allen Dingen missachtet sie Selbsthilfegruppen.
Ironie, dass sie
gerade in dieser der Liebe ihres Lebens, Augustus Waters, begegnet. Gemeinsam
begeben sich die beiden auf das Abenteuer Liebe und werden dabei vom Leser
begleitet. Humorvoll und herrlich ironisch beschreibt Hazel Grace, als
Erzählerin rückblickend, was geschah. Dabei schließt der Leser nicht nur sie,
sondern auch Augustus, Isaac und all die anderen Charaktere der Geschichte ins
Herz. Was mir besonders gefiel: Hazel macht niemand anderen für ihre Krankheit
verantwortlich. Sie behandelt jeden mit Respekt und verschließt ihre Augen nicht
vor den schönen Dingen im Leben. Ebenso wenig, wie Gus es tut.
Am Ende
erscheint sogar der mürrische, egoistische Versager Van Houten sympathisch und
wird… menschlich.
Story
Menschlichkeit
an sich ist ein großes Thema des Romans. Immer wieder beschäftigen die
Charaktere sich mit verschiedensten existentiellen Konflikten, wie dem
Vergessenwerden und der Vergänglichkeit und dies auf ein derart ehrliche Art
und Weise, wie sie mir noch nie untergekommen ist. Zwar beruht das Meiste (eigentlich
alles) der Geschichte rein auf fiktiven Einfällen des Autors (soweit ich weiß,
ist Knochenkrebs nicht unbedingt so leicht heilbar, aber ich bin da ja auch
eher ahnungslos), doch scheint die Geschichte einfach so real, die Tragödie
dieser shakespearereifen Liebesgeschichte so intensiv, dass sie mich nicht mehr
losgelassen hat und es noch immer nicht tut. Schließlich gibt es sicherlich
einige Menschen, denen es tatsächlich ähnlich ergangen ist, wie Hazel und
Augustus. Es ist einfach nicht fair, wie das Leben manchmal spielt. Leider war
von einfach und fair im Hinblick auf das Leben ja noch nie die Rede und doch
haben die Protagonisten das Beste aus ihrer Situation gemacht. Hut ab! Was
können wir, all die gesunden Menschen uns doch so glücklich schätzen…
Zusammenfassend
handelt es sich bei „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ um eine ergreifende
Liebesgeschichte, die vor allem durch ihren Humor und die wundervollen
Charaktere glänzt. Mit Hazel konnte ich persönlich mich absolut identifizieren
und all ihre Gedanken nachvollziehen. Aber vor allem Gus hat mein Herz erwärmt
und letztendlich gebrochen. Tausende von Malen.
Ich muss
tatsächlich zugeben, dass ich dem Buch anfangs eher skeptisch gegenüber stand,
weil ich eher schlechte Erfahrungen mit Krebsbüchern und ihren Protagonisten
gemacht habe (Bevor ich sterbe… hust…), doch ich bereue keine Minute, die ich
an dieses Buch verwendete, denn es konnte mich vollends begeistern.
Jedem, dem es so
erging wie mir, der Krebsbüchern höchstens von Weitem einen argwöhnischen Blick
zuwirft, der sollte all seine Zweifel und Vorurteile über Bord werfen. Lest
dieses Buch, denn es ist jede einzelne Minute Wert!
★★★★★
Danke fürs Lesen!
Chiara
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